MMW., Iko Chmielewski, Schulstr. 10, 26316 Varel
Stellungnahme zur Position der Mehrheitsgruppe
Die Mehrheitsgruppe hat die Verwaltung gebeten gleich drei Expertenananlysen (1. zur Deicherhöhung, 2. Wirtschaftliche Entwicklung der Kurverwaltung und drittens Analysen der Wirtschaftlichkeit von unterschiedlichen Entwicklungsszenarien) in Auftrag zu geben.
Die MMW betrachtet diese neue Investition in Gutachten als Ausdruck der Hilflosigkeit und reine Zeit- und Geldverschwendung. Bezüglich der Deicherhöhung reicht ein verbindlicher Kostenvoranschlag einer Fachfirma für eine moderate Erhöhung. Was jedoch die übrigen Gutachten betrifft, sollten die Parteien der Mehrheitsgruppe einfach das von Ihnen vor einigen Jahren in Auftrag gegebene Aqualon-Gutachten analysieren. In diesem wurden uns doch auch für teures Geld (80.000,- €) die tollsten Zahlen und Entwicklungsprognosen von so genannten Experten orakelt bzw. vorgegaukelt. Als es jedoch zur Nagelprobe kam, haben dieselben Experten ihre Zahlen in Frage gestellt. Als Gutachter hielten sie ein Einzugsgebiet mit rund 50.000 Einwohnern für die Absicherung einer Investition in das neue Kurzentrum am Strand für ausreichend. Als Bieter verhöhnten sie uns und konstatierten, dass sich ein solches Risiko erst bei einem Alleinstellungsmerkmal von 500.000 Einwohnern rechnet.
Im Grunde sind die Einschätzungen, ob eine kleine Sauna soviel Anziehungskraft entwickelt, dass das Quellbaddefizit sich signifikant senken lässt oder 1000 zusätzliche Betten auch wirklich mehr Übernachtungen bedeuten oder nur ein Verdrängungswettbewerb auslösen. Reine Spekulation. Die wird auch aus den widersprüchlichen Aussagen der Tourismusexperten deutlich, die auf der einen Seite dem Konzept der Kurverwaltung das Wort reden und andererseits sagen, dass in den nächsten Jahren schon der Kurort erfolgreich ist, der es schafft, seine Übernachtungszahlen zu halten.
Anstatt weiter Luftschlösser zu planen und Zeit zu vergeuden, sollten die Parteien lieber von der Überlegung ausgehen, was können wir uns überhaupt leisten. Die MMW war eigentlich der Auffassung, dass sich ein Neubau im Überflutungsbereich erledigt, wenn wir nachweisen, dass weder die Kosten noch die Zeitschiene für die Verlegung der Hauptdeichlinie einzuhalten wäre.
Nu könnte scheinbar die neue Kuranlage auch unabhängig von der Deichlinie entstehen. Die Gruppe täte gut daran zunächst zu prüfen, ob ein solches Bollwerk gegen den „Blanken Hans“ überhaupt realistisch (finanzierbar) ist, bevor man weitere öffentliche Mittel und Zeit in diese Idee verschwendet. Das Aqualon-Gutachten hatte zwar die Sturmflutsicherung vergessen, doch überschreiten die dort „kalkulierten“ Baukosten für eine neue Kuranlage die optimistischen Schätzungen der Kurverwaltung für eine viel größere Anlage. Das erscheint uns merkwürdig und hätte schon längst überprüft werden müssen.
Erst nach der Überprüfung dieser Basisdaten kann man darüber diskutieren, ob man wirklich das letzte Tafelsilber in Dangast (mit all seinen wirtschaftlichen Folgen in allen Bereichen) verscherbeln möchte, um dann alles auf eine Karte (in der Form eines einzigen Baukörpers, der den Strand prägen und verschatten wird,) zu setzen.
Erst danach lohnt es sich über die Wirtschaftlichkeit einer solchen Investition zu spekulieren. Nur eins ist jetzt schon klar, wenn es zu einem solchen Szenario kommt, kann es sich die Stadt Varel und der Kurbetrieb nicht noch einmal erlauben die Abschreibung zu verfrühstücken und die Bauunterhaltung zu vernachlässigen.